Acerca de
Spurensuchen
Projektbeschreibung
Die Künstlerinnen Patricia Morosan und Claire Chaulet (Artistania e.V.) tauschen sich mittels eines Kunstprojekts mit 16 Jugendlichen aus und entwickeln gemeinsam mit ihnen eine neue Auseinandersetzung im Bezug auf Neukölln, zur Geschichte und unseren Dasein in der Stadt wie wir sie in der Gegenwart erleben.
Die Jugendlichen wurden eingeladen, mittels fotografischem - und Tonmaterial aus den Geschichtspeicher (in Zusammenarbeit mit den Museumslehrer*innen des Museum Neukölln und der Young Arts Neukölln) ihren Bezirk neu wahrzunehmen.
Die Teilnehmer*innen suchten im Archiv des Museum Neukölln Ton- und fotografisches Material von vergessenen und vertrauten Plätzen und Orten aus und verorten sie auf der Bezirkskarte. Dabei spielte in dieser ersten Phase des Projektes Geschichte und Museologie eine besondere Rolle, indem sich der Bezug zur Vergangenheit und zur Bezirksgeschichte herstellen lies und die Repräsentation der Vergangenheit thematisiert wurden.
In der zweiten Phase des Projekts wurden die aus den Archiv ausgesuchten Orte besucht und im Jetzt von den Jugendlichen neu interpretiert und dargestellt. Sowohl fotografische und filmische Aufnahmen als auch Tonmaterial wurden mit den Jugendlichen einmal wöchentlich an ausgewählten Orte in Neukölln aufgenommen.
Hier wurden Parcours, Street Art, kreative Aufgaben und "Stadtrallyes" an den jeweiligen Orten organisiert. Das Projekt knüpft an die aktuellen Lebenssituationen der Jugendlichen an und unterstützt sie darin, neue Perspektiven auf ihren eigenen Umfeld zu entwickeln, ihren eigenen Einfluss auf deren Lebensraum zu erkennen und ihre Selbstwirksamkeit zu stärken.
Die dritte Phase des Projekts beinhaltet die künstlerische Auseinandersetzung sowohl mit Archivmaterial als auch mit den entstanden Aufnahmen der Jugendlichen.
In der im Anschluss organisierten Ausstellung des Projekts (Young Arts Neukölln, Vernissage bei 48 Stunden Neukölln) werden Zeitebenen zwischen Vergangenheit und Gegenwart in einer psychogeographischen Kartierung von Neukölln präsentiert.
Treffen zum Museumsbesuche und Arbeit mit Archivmaterial, sowie Fotografieren, Tonaufnehmen, Gestalten, Malen, Spazieren und Besprechen wurden für ein halbes Jahr jede Woche organisiert.
Ziele
1) Das Zusammenspiel zwischen Geschichte und Gegenwart erkennen
So soll durch die Arbeit mit Archivmaterial und die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Stadt, einen Bezug und Bewusstsein zu der Vergangenheit aufgebaut werden. Wir wollen die Spuren, die die Vergangenheit in unserer Gegenwart und Identitätsbildung hinterlässt, mit den Jugendlichen erkunden.
Das Projekt fokusiert einerseits auf Wissen und Perspektivwechsel durch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und andererseits auf die Stärkung des Engagement der jugendlichen mit ihrer Umgebung durch die Bezugsetzung mit dem heutigen Neukölln.
Des Weiteren, soll auch durch die Sichtbarmachung von vielen "migrantischen" Prägungen Neuköllns, der transkulturelle und dynamische Aspekt des Bezirkes hervorgehoben werden. Der Schaffungsprozess soll Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit und Gegenwart untermauern und erleichtern. Wie sahen verschiedene Plätze und Stadteile, wo ich jeden Tag vorbeilaufe vor 60-80-100 Jahren aus und was hat das mit mir zu tun? Welche Erinnerungen hat der Ort und welche Erinnerungen habe ich mit dem Ort? Kann ich auch einen Eindruck auf die Orte hinterlassen?
2) Den öffentlichen Raum als gestaltbar erleben
Wir wollen den Stadtraum und die kollektive Gedächtnisse, die dort zu finden sind, spielerisch und künstlerisch mit den Jugendlichen bearbeiten, um deren Verbindung zur Stadt zu stärken und somit auch ihren eigene Position als mündige Bürger*innen zu unterstützen. Die Erkundungen des öffentlichen Raums als Raum in der Mitgestaltungen, Begegnungen, Veränderungen etc. stattfinden, sollen den Jugendlichen verhelfen zu verstehen, dass sie selber Einfluss haben können.
3) Den eigenen Ausdrucksvermögen stärken und neue Perspektiven und Methoden entdecken
Durch die künstlerischen Prozesse und eine breite Palette an Methoden (Fotografie, Film, Ton, Street Art, Parkours etc. ) sollen die Jugendlichen in ihren Ausdrucksvermögen und Kommunikationskompetenzen gefördert werden.
4) Bestimmte Mustern und Rollen im Stadtraum hinterfragen
Weiterhin ist es uns wichtig bestimmte sozialisierte Rollen und Mustern im Laufe der kreativen Prozesse mit den Jugendlichen zu hinterfragen. Das Projekt nimmt sich vor durch eine geschlechtssensible Pädagogik inhaltlich und methodisch gestaltet zu werden. Vor allem die Arbeit mit der Geschichte des Stadtraums wird helfen verinnerlichte und gesellschaftliche Strukturen in denen Geschlechtsverhältnisse von Wohnen, Beziehungsverhältnisse und Berufsleben sichtbar werden, mit den Jugendlichen zu reflektieren. Z.B. ist der Stadtraum für Männer und Frauen anders gestaltet und wahrnehmbar? Welche Wege und Orte werden von Männer und Frauen besucht und welche Orte werden von beiden Geschlechter besucht? Es soll mit Hilfe von künstlerischen Interventionen im Stadtraum ein Zeichen gegen Alltagssexismen, sexualisierte Gewalt und die damit häufig einhergehenden Ausschlussmechanismen gesetzt werden. Diskriminierungen im öffentlichen Raum sollen sichtbar gemacht werden. Aber auch die verschiedenen Aspekte der kreativen Arbeit soll Stereotypen brechen und bestimmte geschlechtliche Rollenverteilungen versuchen zu herausfordern.
5) Medienkompetenz
Sowohl in der Recherchephase als auch in der Bearbeitungsphase sollen die Jugendlichen mit professionelle Geräte und Programme arbeiten, und Kompetenzen erlangen, die auch für ihre zukünftige Berufe nützlich sein können. Die Gestaltung der Webseite und die Betreuung eines Instagram-accounts wird zentral im Projekt sein. Die Jugendlichen sollen lernen eigene digitale Inhalte zu produzieren, aber auch die Arbeit, die hinter einer Webseite steckt, kennenlernen. Darüber hinaus, wollen wir über die Inhalte selbst eine Reflektion starten: welche Botschaften werden mit diesen Bildern vermittelt? Warum triggern uns diese kurze Videos? Wie ist der Zusammenspiel zwischen Ton und Bild? Was sind Bildrechte?